60 Jahre Freundschaft Sindeldorf - Marigny

Freundschaftstreffen in Sindeldorf vom 25. bis 29. Juli 2019

Mit einem Doppeldeckerbus und mit Privatfahrzeugen machten sich am Donnerstag den 25. Juli 80 Personen aus Marigny auf den Weg nach Sindeldorf um das 60-jährige Jubiläum der Dörferfreundschaft zu feiern. Ein Feuerwehrauto, Motorräder und mehrere Pkw geschmückt mit deutsch-französischen Fahnen holten die Franzosen an der Raststätte Jagsttal ab und begleiteten den Bus nach Sindeldorf, wo viele Sindeldorfer an der Pfarrscheune die französischen Gäste herzlich begrüßten. Zur Begrüßung gab es in der Pfarrscheune einen Stehempfang mit Sekt, Erfrischungsgetränken und Gebäck. Herbert Göker begrüßte offiziell die Freunde aus Marigny und Cyril Ammonier bedankte sich für den herzlichen Empfang der Franzosen. Anschließend wurde die Quartierverteilung vorgenommen und ein Erinnerungsfoto gemacht. Die Franzosen überreichten den deutschen Gastfamilien jeweils ein Präsent mit Rotwein und französischen Spezialitäten in einer Stofftasche mit dem Aufdruck "60 Jahre Freundschaft Sindeldorf - Marigny" als Erinnerung an das Jubiläum. Das Abendessen wurden bei den Gastfamilien eingenommen und die Jugend verbrachte noch einige vergnügte Stunden im Sindeldorfer Bauwagen.

Am Freitagmorgen machten wir uns mit 2 Bussen auf den Weg nach Schwäbisch Hall um die Stadt zu besichtigen. In mehreren kleinen Gruppen nahmen wir an einer Stadtführung teil und besichtigten die Altstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten und die Michaelskirche mit ihrer großen Treppe, welche für Freilichtspiele sehr bekannt ist. Aufgrund ihrer Salzquelle sorgte die Stadt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit für großen Wohlstand. Aus dem austretenden Grundwasser wurde durch Erhitzen Salz gewonnen. Seit dem Hochmittelalter wurden in Hall Silberpfennige geprägt die "Heller" genannt wurden. Schwäbisch Hall ist heute Bildungs-, Dienstleistung und kulturelles Zentrum der Region mit 40.000 Einwohnern und hat mit der Bausparkasse Schwäbisch Hall ihren bekanntesten und größten Arbeitgeber. Der Nachmittag war dann zur freien Verfügung und man konnte sich in Restaurants stärken und die Stadt mit ihren kulturellen Angeboten wie das Würth-Museum und die Johanniterkirche erkunden.

Am Abend fand im Festzelt auf dem Sportplatz ein bayerischer Abend mit der Musikkapelle Sindeldorf statt. Das Festzelt war mit einem Holzboden und mit runden Tischen und Stühlen ausgestattet und verleihte den Jubiläumsfeierlichkeiten somit eine schöne und würdige Atmohsphäre. In diesem Festzelt mit Bühne und Anbau für das Buffet hatte es Platz für insgesamt 450 Personen. Für das leibliche Wohl und für ein abwechslungsreiches Essen sorgte an allen 3 Tagen der Partyservice Haun aus Krautheim.

Mit zünftiger Blasmusik und mit modernen Rockliedern sorgte die Musikkapelle unter der Leitung von Robert Rüdenauer für eine tolle Stimmung im Festzelt. Auch die Franzosen sind an diesem Abend mit bayrischer Tracht in das Festzelt gekommen. Diese hatten die Tracht bei einer französischen Agentur ausgeliehen. Viel Spaß hatten die Akteure beim Maaskrugstemmen und Wettnageln. Mit ihren Darbietungen und Liedern und dem Musikstück mit dem Alphorn sorgten die jungen Musiker für eine sehr gute, stimmungsvolle und abwechslungsreiche Unterhaltung. Mit dem frisch gezapften Bier, kühlen Getränken, exotischen Cocktails aus der Bar und mit bayrischen Spezialitäten am Buffet war d+r das leibliche Wohl bestens gesorgt und somit war für alle Teilnehmer dies ein unvergessener Abend.

Am Samstagvormittag um 11:30 Uhr hatten sich Deutsche und Franzosen in der Pfarrscheune eingefunden um den Vortrag von Hubert Humm und seinem Sohn Andreas "Von der Erbfeindschaft bis zur Freundschaft der Herzen" anzuhören. Die Pfarrscheune war voll besetzt, so dass viele Personen noch in der Vorhalle Platz nehmen mussten. Hubert und Andreas berichteten von den Anfängen der Dörferfreundschaft, wie der Kriegsgefangene Willy Humm bei der Familie Thomé in Marigny aufgenommen wurde und Pfarrer Jean du Noyer, der die deutsche Sprache beherrschte, den ersten Besuch der Deutschen 1959 in Marigny in die Wege leitete. Auch die Zeitzeugen Therese Thomé, jüngste Tochter von der Familie Leon Thomé und Erwin Deißler als junger Teilnehmer bei der ersten Begegnung in Marigny wurden von Hubert und Andres interviewt. Bemerkenswert ist, dass Willy Humm als Kriegsgefangener bei der ersten heiligen Kommunionfeier von Therese teilgenommen hatte und sogar auf dem Familienfoto mit drauf war. Willy Humm wurde von der Familie Thomé freundlich aufgenommen und wie ein Familienmitglied behandelt. Beim ersten Freundschaftsbesuch 1959 waren die Deutschen in der Schule in Rumilly - Jungen und Mädchen getrennt - untergebracht. Erwin Deißler erinnerte sich, dass es in der Schule in Rumilly fröhlich und laut zuging und die Deutschen kaum zum Schlafen gekommen sind.

Hubert und Andreas überreichten als Erinnerung Cyril Ammonier und Herbert Göker jeweils zwei Roll-Up mit der Chronik der Dörferfreundschaft auf deutsch und französisch. Der Vortrag ist bei den Zuhörern sehr gut angekommen und diese belohnten die beiden Referenten mit lang anhaltendem und stehendem Applaus.

Anschließend gingen wir wieder in das Festzelt auf dem Sportplatz, wo das Frauenteam des Seniorentreff Sindeldorf mit Kaffee und Kuchen aufwartete. Die Jugendfeuerwehr Schöntal hatte auf dem Sportplatz einen Parcours mit 5 Wasserspielen aufgebaut, an denen sich die Jugend bei glühender Hitze sich in mehrere Gruppen wetteiferte, ihre Geschicklichkeit demonstrierte und sich dabei mit Wasser abkühlte. Auch einige Wettspiele in der Ortschaft Sindeldorf mussten die Gruppen absolvieren.

Am Spätnachmittag pflanzten Cyril Ammonier, Henry Beson und Patrizia Filz einen Maronenbaum, gestiftet von den Franzosen, auf dem Spielplatz  neben dem Festzelt, als bleibende Erinnerung an das 60-jährige Freundschaftsjubiläum. Der Freundeskreis Sindeldorf - Marigny stiftete dazu eine Holzsitzbank mit der Gravour " 60 Jahre Freundschaft Sindeldorf - Marigny".

Am Abend fand der offizielle Festakt zum 60-jährigen Jubiläum im festlich geschmückten Festzelt statt. Die Musikkapelle eröffnete mit einem schmissigen Marsch den Festabend.

Herbert Göker begrüßte anschließend die vielen Ehrengäste, darunter auch die noch lebenden Teilnehmer der ersten Begegnung 1959 in Marigny. In einer Live-Schaltung aus Marigny übermittelten aus dem Wohnzimmer der Familie Giroud die älteren Weggefährten aus Marigny unter anderem Helene und Marius Rhey und Jean Tissot herzliche Grüße an die Festgemeinde von der Video-Leinwand. 

In seiner Festrede hob Herbert hervor, dass die heutige 60-jährige Freundschaft schon 4 Jahre bevor der deutsch-französischen Freundschaftsvertrag von Adenauer und De Gaulle besiegelt wurde, bestanden hatte. Herbert berichtete über die Höhepunkte der Freundschaft während der vergangenen 60 Jahre und bedankte sich bei den Gründern der Freundschaft und bei allen Bürgermeistern, die die Freundschaft unterstützt haben. 

In ihrer Festrede lobte die Europaabgeordnete Evelyn Gebhard, dass aus Erzfeinden eine Freundschaft der Herzen entstanden ist. Sie wünschte sich, dass man mit Diplomatie immer besser weiterentwickelt.

Unser Landrat Mathias Neth gratulierte zu diesem Jubiläum und hob hervor, dass Frankreich und Deutschland der Motoren der europäischen Union sind. Europa soll sich weiterentwickeln in dem Partnerschaften von Menschen gelebt werden.

Die Musikkapelle ließ die Nationalhymnen der beiden Länder erklingen, zu denen sich alle von ihren Plätzen erhoben.

Der Männergesangverein Eintracht Sindeldorf unter der Leitung von Dirigent Engelbert Wolpert umrahmte den Festakt mit vier Liedern. 

Unsere Bürgermeisterin Patrizia Filz wünschte sich, dass sich die Menschen in Europa zum Frieden bekennen und für den Frieden einstehen und dass die Dörferfreundschaft noch lange andauert.

Ortsvorsteher Willi Grübel gratulierte zu diesem Jubiläum und bedankte sich bei den Initiatoren Willy Humm, Pfarrer Jean du Noyer und der Familie Thomé und wünschte sich, dass der Frieden in Europa durch Freundschaften stabilisiert werde.

Für Bürgermeister Henry Besson ist es eine große Freude, dass so viele Menschen hier versammelt sind um dieses Jubiläum zu feiern. Was für ei Glück bedeutet diese Freundschaft nach den Konflikten, die unsere Länder durchlitten haben.

Der Vorsitzende des Comité de Fête aus Marigny, Cyril Ammonier betonte die einmalige Geschichte dieser Freundschaft und bedankte sich bei den Organisatoren mit französischem Käse und Rotwein und dem Maronenbaum. Nicht jeder Baum kann sich solch einer Geschichte rühmen.

Auch der Kirchenchor Sindeldorf trug noch mit einigen Liedern zur Umrahmung des Festaktes bei. 

Bei einem exklusiven 3-Gänge-Menü konnten sich die Teilnehmer des Festaktes stärken.

Die Gardenmädchen des SV Sindelbachtals zeigten ihr Können mit einem gekonnt vorgetragenen Jazztanz. Auch die Franzosen trugen mit einem Liedbeitrag zur Umrahmung des Festaktes bei.

Die Freestyle Gruppe aus Sindeldorf beendete den Festakt mit einem Showtanz.

Mit Discomusik des DJ Fox wurde bis in die frühen Morgenstunden ausgiebig gefeiert.

Den Sonntagvormittag und Nachmittag verbrachten die Franzosen mit den deutschen Familien.

Um 18:30 Uhr fand in der Kirche ein Gottesdienst mit Pater Joseph statt. Der Kirchenchor unter der Leitung von Engelbert Wolpert umrahmte die Messfeier mit einigen geistlichen Liedern. Nach dem Gottesdienst legten Cyril Ammonier und Henry Beson Blumengebinde am Grab von Willy und Klara Humm nieder.

Anschließend fand das Abschiedsessen, zubereitet vom Partyservice Haun im Festzelt auf dem Sportplatz statt. Herbert Göker bedankte sich bei allen Familien die Franzosen aufgenommen hatten und bei allen Helfern die zum Gelingen dieser Festtage beigetragen haben. Ein besonderer Dank ging an Kerstin Krause, für das Übersetzen der vielen Reden beim Festakt. Cyrill Ammonier bedankte sich bei den Sindeldorfern für Ihre Gastfreundschaft und beim Freundeskreis Sindeldorf für die Organisation dieses Jubiläums und lud die Sindeldorfer zum nächsten Freundschaftstreffen in zwei Jahren nach Marigny ein. Joseph Humm bedankte sich bei Herbert Göker und dem Freundeskreis Marigny - Sindeldorf für die Organisation dieser Jubiläumsfeier und überreichte zur Erinnerung an alle Franzosen und Deutsche ein Schlüsselbund mit dem Aufdruck "60 Jahre Freundschaft Sindeldorf - Marigny".